nach Edgar H. Schein
Die Prozessberatung nach Edgar Schein bildet einen zentralen Bezugsrahmen für meine Arbeit in der Organisationsentwicklung. Sie versteht sich nicht als ein starres Konzept oder bloßes Theoriegebäude, sondern als praxisorientierte Haltung – fundiert, partnerschaftlich und stets auf die konkrete Situation der Organisation bezogen.
Im Zentrum steht eine aufklärerisch-unterstützende Grundhaltung gegenüber dem Klienten: Prozessberatung bedeutet, gemeinsam mit der Organisation einen Weg zu entwickeln, auf dem sie ihre eigenen Herausforderungen erkennt, analysiert und aktiv bearbeitet. Es geht nicht darum, vorgefertigte Lösungen von außen einzuführen, sondern darum, Veränderung von innen heraus zu ermöglichen – ressourcenorientiert, systemisch und nachhaltig.
Schein formuliert die Prinzipien der Prozessberatung in Form von sogenannten Imperativen, also Handlungsgrundsätzen. Diese bilden den ethischen und methodischen Rahmen für eine Beratung, die auf Beziehung, Vertrauen und Augenhöhe basiert. Dazu gehören unter anderem:
• Hilf dem Klienten, das eigene System zu verstehen, anstatt es zu bewerten.
• Begleite, statt zu dominieren.
• Stelle Fragen, bevor du Antworten gibst.
• Vertraue auf die Expertise des Systems – denn Lösungen, die aus der Organisation selbst entstehen, sind nachhaltiger und wirksamer als externe Interventionen ohne Anschlussfähigkeit.
Die Prozessberatung ist damit eine Form der praktischen Umsetzung von Aktionsforschung: Erkenntnisse entstehen nicht losgelöst vom Geschehen, sondern im gemeinsamen Tun, in der aktiven Reflexion und im stetigen Lernen.
Diese Haltung prägt mein eigenes Selbstverständnis als Berater: Ich verstehe mich als Impulsgeber, Spiegel und Begleiter auf Zeit – mit Respekt für das Wissen, die Geschichte und das Entwicklungspotenzial jeder Organisation.